Etwas abseits der klassischen organisatorischen Fragen rund um das Jubiläumsjahr und die Beethoven Jubiläums Gesellschaft wollen wir uns in unserer neuen Interviewreihe “3 Fragen an...” den persönlichen Standpunkten und Interessen der BTHVN2020-Persönlichkeiten widmen.
Dieses Mal gehen die 3 Fragen an Malte Boecker, den künstlerischen Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums GmbH, der zudem noch in anderer Funktion eine ganz besondere Beziehung zum berühmten Komponisten hegt.
Herr Boecker, Sie haben Musik studiert. Wie ist ihre persönliche Beziehung zu Beethoven, war er schon immer ihr Favorit?
Nein, gar nicht. Mich haben eher die Spätromantiker und die Musik der Nachkriegszeit angesprochen. Als ich in Bonn studierte hatte ich hier allerdings einige prägende Beethoven-Erlebnisse. Unvergessen sind die Auftritte des artist in residence beim Beethovenfest 1989, Leonard Bernstein, der hier Beethovens Siebte und Klavierkonzerte dirigierte. Im selben Jahr war ich auch bei der legendären Aufführung in Berlin dabei, als Bernstein zum Mauerfall die Neunte als „Ode to Freedom“ singen ließ. 10 Jahre später durfte ich dann bei den Feiern zu Goethes 250. Geburtstag in Weimar an der Gründung des West-Eastern Divan Orchesters mitwirken. Beim Gründungskonzert wurde ebenfalls Beethovens Siebte gespielt. Spätestens seit diesen Jahren begleitet Beethoven meine prägendsten Erfahrungen in der Musik.
War Beethoven das Genie so wie er heute in Teilen dargestellt wird?
Wenn einem zu Beethoven nicht viel einfällt, verklärt man ihn gerne als Genie. Da braucht man dann keine weiteren Erklärungen mehr. Richtig daran ist, dass er jenseits normaler Maßstäbe schöpferisch tätig war. Aber die Faszination ist doch viel größer, wenn man den Menschen hinter dem Werk sieht. Ein Mensch, der sich dieses gewaltige Werk in einem Leben voller Rückschläge hart abgerungen hat. Kein Werk flog ihm so zu. In jeder seiner Handschriften kann man ablesen, wie sehr er mit sich kämpft. Als Mensch handelte er auch mal widersprüchlich, als Mitmensch war er sogar oftmals unerträglich. Insofern rate ich sehr zu einem differenzierten Blick auf Beethoven jenseits des Genie-Kultus und der Heroisierung.
Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu Beethoven?
Ich bin Leiter des Beethoven-Hauses in Bonn. Es ist eine lebendige Kultureinrichtung, die die weltweit größte Beethoven-Sammlung aufbewahrt, Deutschlands führendes Musikermuseum unterhält, systematisch Grundlagenforschung zu Beethoven betreibt und über 120 Kammermusikkonzerte pro Jahr veranstaltet. Das Haus ist damit neben dem Beethoven Orchester und Beethovenfest eine der tragenden Säulen für die Beethoven-Stadt Bonn. Als künstlerischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläumsgesellschaft ist es zudem meine Aufgabe, ein strahlendes und nachhaltiges Jubiläumsjahr zu Beethoven zu realisieren. Das Jubiläumsjahr bietet große Chancen für Bonn, die Region und den Bund.
Demnächst folgen weitere „3 Fragen an…“ - unter anderem auch an unseren kaufmännischen Geschäftsführer, Ralf Birkner.
Euer BTHVN2020-Blogteam
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