Interview mit Sternekoch Alexander Herrmann

Der deutsche Sternekoch Alexander Herrmann ist ein leidenschaftlicher Klassik-Fan. Im Hörfunk und auf den digitalen Kanälen von BR KLASSIK setzt er sich anlässlich des 250. Beethovenjubiläums regelmäßig mit dem großen Bonner Komponisten auseinander. In einem Interview verrät er, was Musik und Kochen miteinander gemein haben, was ihn an Beethoven fasziniert und welches Gericht er für ihn zubereiten würde. 

 

 

Als Sternekoch „komponieren“ Sie Gerichte auf höchstem Niveau – Sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen dem Kochen und der Klassik?
Beim Kochen und der Klassik, sprich bei der Komposition oder dem „kreativen Moment“ muss im Grunde immer die gesamte Fülle und Bandbreite bedient werden. So ist es bei einem Gericht wichtig, dass Säure und Süße, die Länge und Intensität eines Gerichtet, genauso wie Röststoffe und damit das leicht Bittere beachtet werden. Das ist fast wie ein Akkord, eine Ausweisung nach oben. Ein vollendeter Moment im Ohr ist also zu vergleichen mit dem auf der Zunge.

Wie sind Sie zur Klassik gekommen? 
Durch die Nähe zu Bayreuth – der Hauptstadt Richard Wagners – dreht sich bei uns im Posthotel in Wirsberg schon immer gerade im August alles um die Klassik, sprich um Wagner. Das war mein ultimativer Einstieg. Doch mein Herz gewonnen hat die klassische Musik erst in den letzten Jahren, als ich mich immer mehr weg von den normalen Radiosendern zum klassischen Programm hingezogen gefühlt habe. Durch diesen Prozess des Hineinhörens verspürte ich eine erste große Liebe und Leidenschaft zur Klassik, die bis heute anhält.

Entdecken Sie Beethoven in diesem Jahr neu? 
Für mich ist Beethoven natürlich mit vielen von seinen bekannten Stücken verbunden. Er ist ein Begleiter, den glaube ich „jeder“ auf der Welt kennt. Im Jubiläum habe ich für mich vieles neu entdeckt – viele Hintergründe, die mir so nicht so bewusst waren. Beispielsweise der Zusammenhang, des von Sony entwickelten CD-Trägers und Beethovens 9. Sinfonie: Die Abspiellänge der allerersten CD sollte genauso viele Minuten umfassen, wie die 9. Sinfonie. Dieser Einfluss, dass eines der klassischsten Stücke der Welt für eine der modernsten Tonträger der Welt als Maßstab galt, beeindruck mich heute noch und wird mich nie loslassen. 
Aber nicht nur durch eigene Recherche, auch durch die Formate im Radioprogramm von BR KLASSIK, bei denen ich, gemeinsam mit den Hörern neues erfahre, lerne ich unheimlich viel über Beethoven – sowohl als Mensch als auch als Komponist. Es ist toll, was die Hörer alles wissen. 

Was fasziniert Sie an dem Bonner Komponisten besonders? 
Am meisten fasziniert mich die Vielfältigkeit und vor allem, dass Beethoven zum damaligen Zeitpunkt mit vielen gewohnten Momenten gebrochen hat. Er war ein „Enfant Terrible“, aber gleichzeitig hat er sich der Schönheit des Klanges gewidmet und mit seinen Kompositionen Herz, Seele und unheimlich viel Geist bewiesen. Das ist eine Vollendung, die mich fasziniert.

 

 

Gäbe es ein bestimmtes Gericht, dass Sie für Ludwig van Beethoven gerne zubereiten würden? 
Es ist hinsichtlich bekannt, dass Beethoven gerne „Maccheroni & Cheese“ gegessen hat. Dieses Gericht würde ich ihm gerne noch einmal zubereiten – einfach aus dem Grund, dass man zum damaligen Zeitpunkt eine sehr „pappige“, sehr schwere Käsesoße hatte. Ich glaube, seine Pasta hat eine sehr leichte, aromatische und deswegen aber trotzdem in der Tiefe kräftige Käsesoße verdient, ohne dass es einem im Mund „zusammenpappt“. Das Essen würde ich ihm gerne servieren, in der Hoffnung, dass er sagt: „Früher war es toll, heut ist es besser.“ 

Wenn Sie Beethoven eine Frage stellen könnten, welche wäre das?
Wie stark war damals der Druck mit den Konventionen der Musik zu brechen. Hat Beethoven das sehr viel Mut gekostet, war es spielerisch oder welche Ängste, aber auch welche Inspiration hat ihn beim Komponieren begleitet. 

 

Wir danken Alexander Herrmann für das Interview. Wer gerne einmal in sein Sendungs-Special hören möchte, findet es hier. Viel Vergnügen!

 

Euer BTHVN2020-Blogteam
 

 


Über den Autor

Isabelle Trenkner

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